17.09.2020 | Flächenentwicklung

Zukunftsfähige Gewerbegebiete: Der (Verkehrs-)Weg ist das Ziel

(c) Lisa Funke

Überlastete Straßen, eine fehlende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und kaum eine Alternative zum Auto – in vielen Gewerbegebieten besteht Handlungsbedarf in punkto Mobilität. So das Ergebnis der Untersuchung „Zukunftsfähige Gewerbegebiete“, die die IHK Darmstadt im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Hochschule Darmstadt durchgeführt hat.

Um Lösungen und einen Leitfaden für die Mobilität von morgen zu entwickeln, hat PERFORM 2020 ein Folgeprojekt ins Leben gerufen. Gemeinsam mit der Hochschule RheinMain in Wiesbaden, die den Studiengang „Mobilitätsmanagement“ anbietet, schauen sich acht Studierende die Verkehrssituation in dem Gewerbegebiet Griesheim Nord als exemplarisches Untersuchungsgebiet genauer an. Zwei von ihnen erzählen uns, warum sie bei dem Projekt mitmachen, was sie genau tun und wie es ihrer Meinung nach in Gewerbegebieten der Zukunft um die Mobilität bestellt sein sollte.

Fabian Beck:

„Wir hatten im vergangenen Jahr ein Projekt, bei dem es um Mobilitätsmanagement in Unternehmen ging. Da passt das neue Projekt perfekt dazu und der gebietsbezogene Ansatz stellt eine Erweiterung des Themas dar. Mobilitätsmanagement ist sehr vielschichtig. Unsere Straßen werden immer voller und immer neue Straßen zu bauen, ist aus Platzgründen nicht möglich und auch nicht sinnvoll.

Am Anfang unseres Projektes haben wir Daten gesammelt und die Pendlerströme in Griesheim Nord untersucht. Wir wollten wissen, wie sich die Menschen zur Arbeit bewegen und haben dafür auch eine Führung durch das Gewerbegebiet erhalten. Es ist wichtig zu wissen, welche Bedürfnisse die Arbeitskräfte dort haben.

Für junge Leute hat das Auto nicht mehr so einen hohen Stellenwert. Sie suchen nach Alternativen und das natürlich auch für ihren Weg zur Arbeit. Wollen die Unternehmen in Gewerbegebieten in Zukunft bei ihrer Suche nach Mitarbeitern wettbewerbsfähig bleiben, muss sich das Mobilitätsangebot dort ändern. Es muss viele Optionen geben, zur Arbeit zu kommen – sei es mit der Bahn, dem Bus, dem eigenen Fahrrad oder einem Leihrad oder E-Scooter, mit dem ich die Strecke von der Haltestelle bis zum Arbeitsplatz zurücklegen kann. Wichtig ist, dass die Angebote kombinierbar sind. Die Mobilität in Gewerbegebieten der Zukunft muss intermodal und on demand ausgestaltet werden.“

Pirmin Haas:

„Ich habe mich für das Projekt entschieden, weil ich es toll finde, dass wir dabei nicht nur theoretisch etwas erarbeiten, sondern unsere Ergebnisse und Vorschläge auch praktisch umgesetzt werden können. Mobilitätsmanagement betrifft sehr viele Menschen und umfasst jede Minute, die man im Stau steht oder auf die Bahn wartet.

Im Gewerbegebiet Griesheim Nord haben wir Analysen durchgeführt, wie es um die Erreichbarkeit aussieht. Das heißt, welche Möglichkeiten es gibt, dorthin zu kommen. Darüber hinaus haben wir uns auch Informationen über das gebietsbezogene Mobilitätsmanagement in anderen Regionen besorgt. Mit Mitarbeitern von Unternehmen, die in Griesheim Nord angesiedelt sind, haben wir Interviews geführt, um ihre Einschätzung zur Verkehrssituation und den Mobilitätsangeboten vor Ort zu erfahren. Jetzt geht es darum, die vorhandenen Probleme für die Stadt und die Unternehmen aufzuzeigen und Ziele zu definieren. Anschließend müssen Maßnahmen entwickelt und ein Hierarchieplan für deren Umsetzung erstellt werden.

Ohne unseren Ergebnissen vorgreifen zu wollen, lässt sich jetzt schon sagen, dass es für die Unternehmen in dem Gewerbegebiet in Zukunft schwer sein könnte, junge Fachkräfte und Auszubildende zu bekommen. Denn ohne  Auto ist es dort schwierig, zur Arbeit zu kommen, da das Gewerbegebiet nur unzureichend an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen ist. Aber junge Leute haben schon heute kein Auto mehr und wollen auch gar keins haben. Wer mit dem Bus oder der Straßenbahn fährt, muss bis zum Arbeitsplatz weit laufen. Leihfahrräder oder E-Scooter, die gemietet werden können, gibt es dort nicht. Das muss sich ändern. Der Arbeitsplatz in Gewerbegebieten der Zukunft muss vielseitig erreichbar sein. Zusätzlich muss das Thema Nachhaltigkeit verstärkt berücksichtigt werden. Es braucht ein Konzept, das den Verkehr minimiert und den vorhandenen Verkehr umweltfreundlich abwickelt.“

Weitere Stimmen zum Projekt:

Autor:
  • Veronika Heibing
  • Projektmanagerin PERFORM