22.09.2021 | Flächenentwicklung

Wunsch nach Veränderung

Birte Frommer, Professorin für Raum- und Umweltmanagement an der Hochschule Darmstadt. (c) IHK Darmstadt/Klaus Mai

Alles beginnt im Jahr 2017 mit einer E-Mail im Postfach von Professorin Birte Frommer. Eine Mitarbeiterin der IHK Darmstadt fragt an, ob Interesse an einem gemeinsamen Projekt zwischen dem Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen und der hiesigen Unternehmervertretung bestehe. Schnell ist ein gemeinsamer Konsens über die Zielstellung gefunden. Die Studierenden sollen sich mit der Frage beschäftigen, wie es um die Nahversorgung in unserer Region steht und wo es Verbesserungsbedarf gibt.

September 2021, vier Jahre später. Birte Frommers Gesicht erscheint auf dem Monitor. Wir haben uns mit ihr zum Interview via Zoom verabredet. Sie trägt leicht gewelltes, schulterlanges Haar. Ihr Blick ist konzentriert. Wir steigen direkt in ihre aktuelle Projektarbeit zur Entwicklung klimaresilienter Gewerbegebiete ein.

Wenn Birte Frommer spricht, strahlt sie etwas Zielstrebiges aus. Jeder ihrer Sätze klingt wohl überlegt und auf den Punkt formuliert. Sie wirkt wie jemand, der im Team die Richtung angibt, sich aber dennoch dezent zurückhält und Unterstützung aus dem Hintergrund gibt, z.B., wenn ihre Studierenden Interviews mit Kommunalpolitikern führen oder mit Bauamtsleitern Problemstellungen zur Entwicklung von Gewerbegebieten erörtern.

Das anvisierte Projekt zwischen IHK und Hochschule ist derzeit als Lehrveranstaltung mit wechselndem Thema in das 4. Semester des Studiengangs Umweltingenieurwesen integriert. Es besteht Teilnahmepflicht für die Studierenden. Rund 150 Arbeitsstunden müssen die angehenden Bau- und Umweltingenieur*innen im Rahmen ihrer Projektarbeit aufwenden. „Die meisten sind motiviert und gehen bei der Lösungsfindung sehr kreativ vor“, berichtet Birte Frommer. Auch beim diesjährigen Projektthema „Klimaresiliente (Weiter-)Entwicklung von Gewerbegebieten“ spüre man dieses Engagement. Der Wunsch, zum Thema Klimaschutz und Klimaanpassung von den Gewerbetreibenden und Kommunen gehört zu werden und damit etwas bewirken zu können, treibt die Studierenden an. Zudem steht das Projekt in enger Verbindung zu ihrem regionalen Umfeld. Laut Aussage einiger Studierenden, ist das ein weiterer Grund, sich mehr als üblich einzubringen.

Eine Aufgabe, die viel fordert

Zehn sogenannte Untersuchungsgebiete zum Thema werden in diesem Jahr bearbeitet. Acht Kommunen und rund 50 Studierende, aufgeteilt in 12 Projektgruppen, sind daran beteiligt. Da gilt es den Überblick zu behalten. Birte Frommer ist Ansprechpartnerin für die Studierenden, gibt Denkanstöße bei der Lösungsfindung und unterstützt in der Kommunikation mit Ämtern, Stadtverwaltungen und Unternehmen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die von ihr organisatorisch wie menschlich einiges abverlangt. Bei der Frage, wie viel Arbeitsstunden sie durchschnittlich für ein Projekt dieser Art aufwende, zögert die junge Frau einen Moment mit ihrer Antwort. Sie senkt den Blick und schmunzelt in sich hinein. „Mehr als es üblicherweise der Fall ist“, sagt sie schließlich und lächelt in die Computerkamera. Dann lenkt sie den Fokus wieder auf die Projektinhalte. Es wirkt so, als stehe die Professorin mit dem zielstrebigen Blick ungern im Rampenlicht. 

Intensive Vorarbeit für hervorragend Konzepte

Erarbeitung des Problemverständnis, Zieldefinition, Bestandsaufnahme, Problemanalyse, Maßnahmenvorschläge und Projektabschluss – diese fünf Phasen des Projektmanagements durchlaufen alle Studierenden bei Birte Frommer. Je nach geografischer Lage und Voraussetzung der Untersuchungsgebiete ergeben sich ganz unterschiedliche Ausgangsituationen und Problemstellungen, die es zu lösen gilt. Birte Frommer hat ihre Studierenden auf all das gut vorbereitet. Mit Mentoring, kritischen Gruppendiskussionen, Gastvorträgen von Experten und wissenschaftlicher Recherche hat sie die Ideenfindung angeregt. „Realisierbare“, „sinnvolle“ Handlungsempfehlungen und „pflegeleichte“ Maßnahmen für klimaresiliente Gewerbegebiete entwickeln – mit diesen Adjektiven beschreiben die Studierenden ihren Anspruch an das diesjährige Projekt.

Ihre Ausarbeitungen und Handlungsempfehlungen präsentieren sie derzeit vor kommunalen Vertretern und Gewerbetreibenden auf verschiedenen Veranstaltungen. Die neu erarbeiteten Konzepte sollen Kommen bei ihrer Planung unterstützen und Unternehmern gute Beispiele aus der Praxis näherbringen.

 

Weitere Informationen und Stimmen zum Projekt:

 

Autor:
  • Veronika Heibing
  • Projektmanagerin PERFORM