10.02.2021 | Gründungs- und Innovationregion FrankfurtRheinMain

Start-up-Gründung in Rhein-Main-Neckar

Clemens Schäfer, IHK-Finanzierungsexperte. (c) Lisa Funke

Wenn sich jemand mit Unternehmensgründungen im Rhein-Main-Gebiet auskennt, dann Clemens Schäfer. Vor seiner Zeit als Referent bei der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar im Bereich „Unternehmen und Standort“ war er Unternehmenskundenberater in verschiedenen Banken in Frankfurt, Darmstadt und Mannheim. Sein Wissen ist unter Gründern begehrt, weil er Kontakte zu den Banken hat, die relevanten Förderprogramme kennt und weiß, wie und wo Anträge gestellt werden müssen. Außerdem hilft er Start-ups, erstes Marktfeedback bei potentiellen Kunden einzusammeln. 

Clemens Schäfer ist einer der führenden Köpfe des Labels HIGHEST Start-up, das er 2015 aktivierte. Es ist eine Qualitätsauszeichnung für innovative und technologiebasierte Gründungen im Rhein-Main-Gebiet. Bereits 15 Start-ups nutzten das dazugehörige umfangreiche Coaching von der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar und der Gründungsberatung der Technischen Universität Darmstadt als Sprungbrett zur Selbstständigkeit. Die Beratung und Begleitung der Start-ups teilen sich beide Partner. Während es an der TU Darmstadt um die Beurteilung des Technologiegrades, des Geschäftsmodells und Kompetenzen im Gründerteam geht, sind Clemens Schäfers Spezialgebiete die Betriebswirtschaft und die Finanzen. Am Ende des Coachings steht für die Start-ups ein Pitch vor einer potentiellen Investorenrunde. Diese besteht aus Venture Capital Gebern, Business Angels, Vertretern der lokalen Kreditinstitute und der BMH Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen. Sie bewerten nicht nur die Innovation, sondern auch, ob das Start-up in der Lage ist, seine Idee in die Praxis umzusetzen. Stehen alle Zeichen auf Grün, gilt das Start-up als „Investment Ready“ und verspricht somit ein lohnenswertes Geschäft für potentielle Partner zu werden. 

Innovative Gründer können mit HIGHEST Start-up Marktchancen testen

Natürlich kann auch Clemens Schäfer nicht genau vorhersagen, wie erfolgreich eine Gründung sein wird. Im Laufe der Zeit haben er und seine Kollegen aber ein gutes Gespür dafür entwickelt. Mehr als 1.000 Beratungsgespräche pro Jahr führen sie mit Unternehmensgründern durch, darunter auch mit den technologieaffinen Start-ups. Clemens Schäfers Erfolgsfaktoren von Gründerpersönlichkeiten: Hartnäckigkeit, Wille, Einsatzbereitschaft, das Vermögen über den Tellerrand zu schauen, im Team zusammenzuarbeiten und eine gewisse Risikofreude. 

Durchhaltevermögen brauchen die innovativen Gründer, wenn es darum geht, das Qualitätssiegel für ihr Start-up zu erlangen. „Es ist für alle Beteiligten ein zeitaufwendiger Prozess, für den man sechs bis neun Monate einkalkulieren muss. Aber es gibt bisher kein Start-up, das meinte, es hätte sich nicht gelohnt“, berichtet Clemens Schäfer. „Ein essentieller Bestandteil des HIGHEST Startup Label Prozesses ist das Marktfeedback. Das heißt, wir geben den Gründern die Gelegenheit, sich mit potentiellen Kunden über ihr Produkt oder ihre Dienstleistung auszutauschen. Ist man richtig unterwegs oder entwickelt man gerade etwas am Markt vorbei? Dieses Antesten stellt den größten Mehrwert für die Start-ups im Label Prozess dar.“ 

Clusterbildung für mehr Erfolg

Clemens Schäfer und seine Kollegen greifen auf ein Netzwerk von nahezu 70.000 Unternehmern zurück, die zu den Mitgliedern der IHK Darmstadt gehören. Der IHK-Experte bringt die Start-up-Gründer mit Geschäftsleitern, Einkäufern oder Produktionsleitern aus dem gestandenen Mittelstand zusammen. Davon profitieren beide Seiten gleichermaßen. „Die Mittelständler sehen, was ‚draußen‘ gerade läuft. Und fast nebenbei ergibt sich eine Verbindung unter allen Beteiligten.“ Dafür sorgt Schäfer mit seinem Fingerspitzengefühl. Er kennt die passenden Leute. Bei der Ideenbewertung wird sachlich, aber auch mit klaren Worten diskutiert. Manch ein Start-up geht mit der Erkenntnis aus dem Gespräch, dass der Business Plan an der ein oder anderen Stelle umgeschrieben werden muss. Doch genau darauf zielt Clemens Schäfer im Label-Prozess ab. „Es ist unser Anliegen, diese Start-ups nach vorn zu bringen“, sagt er. So waren die Gründer von Adaptive Balancing Power die Ersten, die das umfangreiche Beratungsprogramm durchlaufen und erfolgreich abgeschlossen haben. Das in Darmstadt ansässige Unternehmen beschäftigt sich mit dem komplexen Thema der Kurzzeitspeicherung von Energie. „Das war am Anfang anspruchsvoll für alle Beteiligten“, erinnert sich Clemens Schäfer. Derzeit betreut er im Label-Prozess zwei Start-ups, die kurz vor der Auszeichnung mit dem Qualitätssiegel HIGHEST Start-up stehen. An dem grundsätzlichen Willen, eine Idee zu verwirklichen und ein Unternehmen aufzubauen, habe auch Corona nichts geändert, berichtet Clemens Schäfer.

Frankfurt-Rhein-Main für Start-ups weiter attraktiv machen

Das Ziel der Label-Initiative hat Clemens Schäfer klar vor Augen: „Wir wollen zwei Dinge erreichen: den Start-ups etwas Gutes tun und unsere Region voranbringen, indem wir die Start-ups mit ihren Innovationen, die sie hier entwickelt haben, auch in unserer Region halten, anstatt sie weggehen zu lassen, wo es vermeintlich leichter ist, Risikokapital zu bekommen. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass die Start-ups wachsen und für qualifizierte Arbeitsplätze sorgen. Wir wollen allen Unternehmensgründern signalisieren, dass es im Frankfurt-Rhein-Main viele Möglichkeiten gibt, sich umzutun – man muss sie nur kennen und einen Sparringspartner zur Seite haben. Dieses Angebot zu unterbreiten und publik zu machen, ist unser Job.“

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Autor:
  • Veronika Heibing
  • Projektmanagerin PERFORM