12.02.2019 | Mobilität und Verkehr

Gastbeitrag: Vier Stunden zur Arbeit pendeln? Für ein Leben auf dem Land gerne!

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Manche halten mich für verrückt. Ich wohne in einem Vorort von Bad Kreuznach und arbeite in Frankfurt. Die Fahrzeit beträgt für die Hin- und Rückfahrt jeweils gut zwei Stunden – und ich habe mich ganz bewusst fürs Pendeln entschieden. Denn als meine Frau und ich damals ins 2.500-Einwohner große Rüdesheim gezogen sind, hatte ich meinen Job in Frankfurt schon.

Warum wir nicht näher an den Arbeitsplatz gezogen sind, fragen viele. Zum einem, weil meine Frau damals in Kaiserslautern gearbeitet hat und wir etwas in der Mitte gesucht haben, zum anderen weil wir aus der Gegend kommen und gerne wieder hier leben wollten. Die Autobahnanbindung und Bahnverbindungen von Bad Kreuznach sind gut und die Immobilienpreise noch erschwinglich. Für uns ein wichtiges Argument. Denn wir haben uns ein neues, freistehendes Einfamilienhaus mit Garten gekauft, in dem unsere beiden Kinder aufwachsen sollen. Für den Preis hätten wir in Frankfurt gerade mal das Grundstück bekommen.

Natürlich hat das Stadtleben auch Vorteile – die vielen verschiedenen Restaurants vor der Tür und das große kulturelle Angebot. Doch tauschen wollten wir nicht. Wir leben gerne auf dem Land und genießen die Natur, die Ruhe und die saubere Luft und auch, dass wir Platz haben für und mit unseren Kindern. 

Ans Pendeln habe ich mich gewöhnt, das macht mir eigentlich nichts mehr aus, solange alles glatt läuft. Ich bin mit Öffis unterwegs, da sind Verspätungen und Ausfälle natürlich ärgerlich und kosten Nerven. Blöd auch, dass die Verkehrsmittel nicht besser aufeinander abgestimmt sind. Ich fahre morgens mit dem Bus von Rüdesheim nach Bad Kreuznach und muss dort 20 Minuten auf den Zug nach Frankfurt warten. Am Abend sind es dann noch einmal 15 Minuten, die ich dort warten muss, bis der Bus nach Rüdesheim kommt. Durch eine bessere Verzahnung könnte ich jeden Tag rund 30 Minuten Fahrzeit sparen. Das wäre sehr wünschenswert – genauso wie eine schnellere und leistungsfähigere Internetverbindung. Homeoffice ist dann nämlich auch auf dem Land für die möglich, die mit großen Datenmengen arbeiten.

Mit unserer Entscheidung in einen kleinen Vorort zu ziehen, sind wir übrigens nicht allein. Wir wohnen in einem Neubaugebiet, in dem viele Familien mit kleinen Kindern und pendelnden Eltern leben. Und die Gründe für den Umzug aufs Land sind fast immer dieselben: Gigantische Immobilienpreise und exorbitant hohe Mieten in der Stadt, Luftverschmutzung und Lärm, Betongrau statt Naturgrün.  

 

Andreas Hehn
Autor:
  • Andreas Hehn