25.10.2018 | Mobilität und Verkehr

Interkommunale Kooperation: Aschaffenburg und Offenbach engagieren sich gemeinsam für mehr Mobilität

© iStock / ollo

FrankfurtRheinMain ist eine Region, in der Menschen in unterschiedlichen Bundesländern leben und arbeiten und dabei vor großen Herausforderungen stehen: Staus, Stop-and-go, Verspätungen und knapp verpasste Anschlüsse. Damit sich das ändert, braucht es Politiker und Planer, die über bürokratische und kreis- und Landesgrenzen hinweg zusammenarbeiten. Nur so werden Verkehrslösungen möglich, die den Bedürfnissen der Menschen in der Region entsprechen. Und genau das haben vor einiger Zeit Politik und Verkehrsplaner in den benachbarten Landkreisen Offenbach und Aschaffenburg getan.

Als der Landkreis Offenbach vor drei Jahren seinen Nahverkehrsplan neu gestalte, bezog er die betroffenen Fahrgäste mit ein. Ihr Befragung ergab: Die Menschen aus dem östlichen Teil des Landkreises Offenbach fahren zum Einkaufen, für Arztbesuche und Freizeitveranstaltungen nicht unbedingt nach Hanau, sondern meistens nach Aschaffenburg. Zudem fehlte für Pendler aus den kleineren Städten der beiden Landkreise, die bislang mit dem Auto zur Arbeit nach Frankfurt fahren, eine pünktliche und gute Anbindung an die S-Bahn in Rodgau-Weiskirchen als Anreiz, den Wagen ganz stehen zu lassen.

„Beide Landkreise liegen ja direkt nebeneinander, aber es gab noch nie zuvor eine Buslinie, die sie verbunden hat“, sagt der Nahverkehrsbeauftragte des Landkreises Aschaffenburg Karlheinz Betz ein wenig kopfschüttelnd. Man habe dann einfach zwei Varianten ausprobiert: Die Linie 58 von Aschaffenburg über Mainaschaff, Zellhausen, Seligenstadt nach Rodgau / Weiskirchen und umgekehrt. Und die Buslinie 57 von Großostheim nach Mainhausen-Zellhausen. Sie musste allerdings wegen zu geringer Nachfrage nach eineinhalb Jahren Probebetrieb wieder eingestellt werden. Eine langfristige Straßenbaustelle habe dort zu Verspätungen geführt.

Fahrgäste finden es gut

Die Linie 58 hingegen konnte nach den ersten Probemonaten sogar ausgeweitet werden. Werktags ist der Bus nun durchgängig stündlich von 6.25 Uhr bis 21.25 Uhr ab Rodgau-Weiskirchen unterwegs, in der Gegenrichtung von Aschaffenburg Hauptbahnhof von 5.28 Uhr bis 20.28 Uhr. Dabei sei er so getaktet, dass man in Rodgau-Weiskirchen problemlos die S1 nach Offenbach und Frankfurt erreicht. Und seit Ende der Hessischen Sommerferien 2018 bieten die Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach und der Landkreis Aschaffenburg nun auch samstags Fahrten auf dieser Linie an.

„Das ist toll, so können wir jetzt auch am Samstag zum Einkaufen nach Aschaffenburg fahren.“ So haben die Fahrgäste nach Auskunft von Geschäftsführer der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach Andreas Maatz auf die Ausweitung der Betriebszeiten reagiert, als die „Erfinder“ der Stecke an den ersten Samstagen mitgefahren sind. Eine großangelegte und systematische Fahrgastbefragung und die Auswertung der Nutzerzahlen stehen noch aus. „Die kostendeckende Auslastung haben wir aber erreicht bis übertroffen“, so sein erstes Fazit über den Probebetrieb, der noch bis 2020 laufen soll. Dann werde auch ein offizielles und formales Vergabeverfahren nötig werden. Von einer „sehr guten Resonanz“ spricht auch Betz.

In Spitzenzeiten haben die Verkehrsplaner bis zum Sommer bereits eine Auslastung von 35 Fahrgästen pro Bus gezählt. „Wir freuen uns, dass die Verbindung von Rodgau über den Ostkreis bis nach Bayern bereits nach kurzer Zeit so gut angenommen wird“, sagt Maatz, „denn diese Kooperation ist wirklich ein historisches Ereignis, ein Brückenschlag.“

Pragmatische Macher

Warum man eine solch kreis- und länderübergreifende Kooperation noch nicht vorher ausprobiert hat? Das wissen die Beteiligten auch nicht so genau. „Das ist wie mit dem Ei des Kolumbus: Man muss einfach mal 'ne kleine Vision haben“, sagt Maatz lachend. Von der Planung bis zur Umsetzung habe es nur neun Monate gedauert – ein Wimpernschlag zieht man zum Vergleich andere (Verkehrs-)Planungen heran. „Wir sind da sehr pragmatisch herangegangen und haben sehr schnell gesagt, das machen wir jetzt einfach“, fasst der Geschäftsführer zusammen. Solche Visionen von pragmatischen „Machern“ sind vermutlich das Wichtigste, will man die Mobilität im Großraum Rhein-Main verbessern.

Die hessisch-bayerische Kooperation wird nun auch nach außen sichtbar: Momentan fährt ein bayerisches Unternehmen, die Bahnbusgesellschaft Untermain, die Linie, das Logo der (hessischen) Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach prange aber trotzdem auf den Bussen. Die Fahrten führt ganz offiziell die Verkehrsgesellschaft Untermain durch.

Autor:
  • Veronika Heibing
  • Projektmanagerin PERFORM